Pilgern nach Santiago de Compostela

Veröffentlicht am: 18. November 2020

Bamberg – Zum dritten Mal machten wir uns dieses Jahr in den Sommerferien mit den Kindern und Jugendlichen aus den Wohngruppen auf den (Jakobs-)Weg nach Santiago de Compostela. Im Jahr 2018 starteten wir in Bamberg am Josefsheim und dieses Jahr sind wir in Weil am Rhein angekommen. Unsere Kinder und Jugendlichen haben in drei Jahren einmal Süddeutschland durchquert und sind dabei über 600 Kilometer gelaufen.

Dieses Jahr standen wir beim Pilgern vor besonderen Herausforderungen. Zum einen hat uns die Situation mit Corona beim Finden von Übernachtungen das Leben schwer gemacht. Zum anderen haben sich dieses Jahr acht von neun Wohngruppen angemeldet, d.h. wir sind mit fast 40 Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 -22 Jahren unterwegs gewesen. Insgesamt waren wir somit 65 Personen, fast doppelt so viele wie in den letzten beiden Jahren. Was uns organisatorisch, auch wegen den verschärften Hygieneregelungen, vor fast unüberwindbar wirkende Hürden stellte.

Das Erleben von Gemeinschaft

Im Nachhinein war das Pilgern 2020 ein riesiger Erfolg! Wenn man daran zurückdenkt, was unsere Kinder und Jugendlichen läuferisch, aber vor allem auch gemeinschaftlich geleistet haben, da bekommen wir alle noch immer eine Gänsehaut. In acht Tagen haben wir in über 180 Kilometern den kompletten Schwarzwald durchquert, die Berge hoch und wieder runter, um dann weiter auf den Weinbergen an der Rheinebene bis Weil am Rhein zu pilgern. Umso härter die Etappen waren, umso mehr wurde natürlich unterwegs gejammert und geflucht, aber am Ende haben es eigentlich alle immer ins Ziel geschafft.

Beim Empfang am Ziel mit Laola-Welle waren dann alle Qualen, Schmerzen und der Ärger vergessen und man hat den Erfolg, den Stolz und die Freude in allen Gesichtern meilenweit gesehen. Das sind Momente, die alle Teilnehmer noch lange verbinden und tragen werden. Auch sonst herrschte die ganze Zeit auf faszinierende Art und Weise eine solidarische und gemeinschaftliche Stimmung, so dass es zu keinerlei eskalierenden Konflikten oder Streitigkeiten kam, was so im Vorhinein niemand vorhergesagt hätte.

Erlebnisse, die zusammenschweißen

All diese Erlebnisse und Erfahrungen der Kinder und Jugendlichen mit ihren ErzieherInnen macht das Pilgerprojekt zu etwas ganz Besonderem, was auch noch lange im Alltag danach spürbar ist. Diese intensive Beziehungspflege zwischen PädagogInnen und Kindern, das gemeinsame Erleben, das gemeinsame Durchstehen, die lange gemeinsame Zeit, das gegenseitige Motivieren, das gemeinsame Grenzen erreichen und vor allem das gemeinsame Ziele erreichen, kann man so im Alltag nicht erschaffen. Und das ist der Grund dafür, dass das Pilgern etwas so Besonderes ist und alle schon mal Teilgenommenen sich das ganze Jahr auf die Fortsetzung im nächsten Jahr freuen.

Text und Fotos: Milan Krieglstein